Dienstag, 19. Februar 2013

Palliative Care: Weshalb sind Fallpauschalen für Palliativstationen ein Problem?


Auf diese Frage antwortet Heike Gudat, leitende Ärztin im „Hospiz im Park“ in Arlesheim, in einem Interview:

„Aus mindestens zwei Gründen. Zum einen aus medizin-ethischer Sicht. Ein Ziel der Fallpauschalen ist ein möglichst kurzer stationärer Aufenthalt. Diese ökonomische Sicht kann zu einem frühzeitigen Therapieabbruch oder -verzicht verleiten, sodass die betroffenen Patienten rascher versterben. Zudem zeigt sich heute, dass die Fallpauschalen häufig aufgebraucht sind, noch bevor die Patienten auf die Palliativstation verlegt werden. Damit arbeiten Palliativstationen mit Verlust, in der Folge werden Personal und Leistungen gekürzt, und die Qualität der Patientenversorgung leidet. Das bereitet uns grösste Sorge.“

Die Palliative Care kommt mit starren Fallpauschalen schlecht weg, unter anderem, weil Sterbeprozesse sich nicht standardisieren lassen. Fallpauschalen sind darauf ausgerichtet, dass ein Patient möglichst rasch gesund die Pflegeinstitution wieder verlässt. Das enspricht aber in keiner Weise der Situation in der Palliative Care.
Heike Gudat wird im Interview im nächsten Abschnitt gefragt, ob das Problem erkannt sei:

„Das Bundesamt für Gesundheit (BAG), die Spitäler der Schweiz H+, die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) und die Schweizerische Gesellschaft für Palliative Care «palliative ch» haben den Handlungsbedarf erkannt. Bei anderen Partnern wie Krankenkassen und manchen politischen Entscheidungsträgern besteht sicher noch Klärungsbedarf. Es sind allerdings auch sehr komplexe Zusammenhänge, und es wäre sehr wichtig, hier einen konstruktiven Dialog zu führen und sozialverträgliche Lösungen zu finden. Wie eine nationale Umfrage des BAG 2010 aber gezeigt hat, wünscht die Schweizer Bevölkerung sehr wohl eine hoch- stehende Gesundheitsversorgung. Dazu gehört auch eine bestmögliche Lebensqualität bei schwerer, unheilbarer Krankheit und am Lebensende.“

Der Palliative Care fehlt noch eine schlagkräftige Lobby. Deshalb ist es wichtig, dass eine breitere Öffentlichkeit sich dafür interessiert, ob eine tragfähige Lösung zugunsten der Palliative Care gesucht und gefunden wird.
Auf die Frage:“Was fordern Sie?“, antwortet Heike Gudat:

„Wir fordern einen national einheitlichen Tarif, wie er gesetzlich auch im Krankenversicherungsgesetz vorgeschrieben wird. Aktuell läuft dazu ein Antrag bei Swiss-DRG AG. Das ist die Institution, welche die Tarife im stationären Bereich erarbeitet.“

Quelle:
http://m.basellandschaftlichezeitung.ch/news.htm?newsPos=125941859&cat=baselbiet

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