Mittwoch, 9. Januar 2013

Palliative Care: Stiftung Kinderhospiz Schweiz plant erstes Hospiz für todkranke Kinder im Raum Basel


In der Schweiz gibt es konkrete Bestrebungen, ein Kinderhospiz mit Platz für acht Kinder und deren Angehörige zu bauen. In England, Deutschland oder Österreich gibt es solche Einrichtungen schon seit  längerer Zeit.

Sie seien dem Ziel ziemlich nahe, sagt Max Melliger, Kommunikationsverantwortlicher der Stiftung Kinderhospiz Schweiz. Das erste Kinderhospiz in der Schweiz soll im Jahr 2015 eröffnet werden. Man konzentriere sich in der Standortfrage momentan auf  den Raum Basel, weil eine Zusammenarbeit mit dem dortigen Kinderspital angestrebt werde. Als Fernziel strebt die Stiftung danach, insgesamt drei bis vier Kinderhospize in der Schweiz zu eröffnen – bespielsweise in Luzern oder in der Ostschweiz. Die Schweiz sei im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in diesem Bereich ausgesprochen im Rückstand», erklärt der Sprecher der Stiftung Kinderhospiz. Ein Kinderhospiz könne auch ein Erholungsort für Eltern und Geschwister mit einem todkranken Kind sein. Gerade wenn ein Kind zum Beispiel an einer Stoffwechselkrankheit leide, seien die letzten Jahre häufig sehr schwer und pflegeintensiv.
Im Hospiz gebe es einen Raum der Stille, einen Raum des Abschieds und einen Ort der Erinnerung, sagt der Sprecher, und jedes Kind habe seinen individuellen Bereich mit den notwendigen Einrichtungen und Gerätschaften für die palliative Pflege. Die grössten Schwierigkeiten bis zur Realisierung eines Kinderhospizes seien die Klärung der Finanzierungsfragen und die Beschaffung der Investitionskosten in der Höhe von bis zu 16 Millionen Franken für das Gebäude und Infrastruktur.

Jeanette Greiner, die leitende Ärztin des Zentrums für Onkologie und Hämatologie und Leiterin des Palliative Care-Teams am Ostschweizer Kinderspital in St.Gallen, beurteilt die Notwendigkeit eines Kinderhospizes eher kritisch.


In ihrer Institution sterben jedes Jahr etwa 20 Kinder, die meisten von ihnen Frühgeborene auf der Intensivstation. In den letzten zwei Jahren seien zehn Kinder an ihrer Krebserkrankung gestorben, einige davon wollten auf eigenen Wunsch im Spital die letzten Stunden verbringen, andere wünschten zu Hause sterben zu können. Das Palliative Care-Team am Kinderspital betreue die Kinder auch zu Hause, sagt Greiner. Zum Palliative Care-Team am Kinderspital zählten neben den Ärzten und Pflegefachpersonen auch Psychologen und eine Pfarrerin. Entscheidend sei die Zusammenarbeit mit spitalexternen Pflegediensten wie etwa der Kinderspitex. Häufig entstehe über die Jahre, in denen ein krebskrankes Kind bei ihnen aus- und eingehe, eine sehr enge, vertrauensvolle Bindung. Es sei für ihr Team kaum denkbar, so ein Kind oder einen Jugendlichen in seinen letzten Tagen oder Stunden dann in ein Hospiz zu übergeben. Sie seien vom Kinderspital aus in der Lage, den Kindern und deren Eltern individuell das anzubieten, was sie in diesem letzten Lebensabschnitt brauchen. Aus diesen Gründen steht Greiner der Gründung eines Kinderhospizes in der Ostschweiz im engen Sinn eines Sterbehauses zwiespältig gegenüber.

Die Betreuung in der Sterbephase bei Kindern und Jugendlichen sei nicht so sehr von einem Ort abhängig, sondern vielmehr von ihnen vertrauten Bezugspersonen.

Im Spital zu sterben sei nicht per se schlecht, sagt Greiner, und es gebe auch Eltern, die Angst hätten, ihr sterbendes Kind zu Hause zu haben.
Die beste Lösung zum Thema Kind und Tod wäre für die leitende Ärztin ein optimiertes spitalinternes wie auch spitalexternes Entlastungs- und Betreuungsangebot mit einer engen Zusammenarbeit aller bereits bestehenden und zukünftigen Institutionen, welche in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen in palliativer Situation eingebunden sind.

Quelle:

http://www.tagblatt.ch/aktuell/panorama/panorama/Gut-umsorgt-bis-zum-Tod;art253654,3245001

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